Von Eichhörnchen und Elefanten – die Umsetzungsphase
Viele relevante und wichtige Schritte sind bereits geschafft. Sind die Analyseergebnisse der Dissertation final abgestimmt, kann mit dem Verspeisen des Elefanten begonnen werden und die Promotionsschrift Schritt für Schritt entstehen. Zur Erreichung des abschließenden Zieles ernährt sich das Eichhörnchen hierbei im Bestfall nicht nur mühsam, sondern vor allem auch strukturiert.
Bezogen auf den gesamten Aufwand einer Doktorarbeit kann in jedem Fall konstatiert werden: Ein erheblicher Teil sollte auf die strukturgebenden Phasen entfallen. Insbesondere eine gute Strukturierung des Analysegegenstandes, die den Fokus nicht zu breit und nicht zu eng setzt, dient hierbei als Schlüssel zum Erfolg, da in der Analysephase die höchste Volatilität des Vorhabens liegt: Gerade bei empirischen Forschungsarbeiten lassen sich Hypothesen zwar auf verschiedene Weise herleiten (etwa durch gründliche Literatur-Recherche bereits veröffentlichter Studien, Orientierung an etablierten Konzepten oder auch durch das Aufgreifen aktueller wirtschaftlicher Fragestellungen) – ob es empirische Nachweise für die aufgestellten Hypothesen gibt, ist jedoch der mit der geringsten Planungssicherheit verbundene Schritt. Hier ist es folglich umso wichtiger, ein klares Konzept zu verfolgen und so wenig wie möglich (aber so viel wie nötig) abzuschweifen. Zudem ist es essenziell, in dieser Phase sehr eng mit dem Doktorelternteil zusammenzuarbeiten, um ein gleiches Verständnis sowohl über die Aussagen der Ergebnisse (interpretieren wir die Daten gleich?) als auch über die Wertigkeit der Ergebnisse (kann auf dieser Ergebnisbasis die Dissertation fußen oder müssen weitere Details beleuchtet werden?) zu erzielen.
Je besser das eigentliche Schreiben der Dissertation vorbereitet wird, desto einfacher ist es, sich erreichbare Etappenziele zu setzen und damit Fortschritt messbar zu machen.
Das eigentliche Festmahl
Die Analogie der Dissertation als zu verzehrender Elefant und die damit verbundene Empfehlung, sich Stück für Stück heranzuwagen, habe ich bereits im Rahmen der Planung, Strukturierung und Analyse bemüht. Sind die Analyseergebnisse auf Basis der aufgestellten Hypothesen also final abgestimmt und herrscht Konsens darüber, dass die Monografie auf diesem Fundament wachsen und gedeihen kann, beginnt das eigentliche Festmahl: jetzt muss der Elefant in eine Abfolge aus sinnvoll strukturierten Einzelteilen zerlegt werden. Natürlich gibt es hierfür nicht den einen richtigen Weg, da jede Dissertation ihre Besonderheiten birgt. Entsprechend möchte ich kein Kochrezept, sondern nur einige Tipps geben, welche Gewürze zur effizienten Anfertigung einer Monografie beitragen:
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Abgleich der Grobgliederung mit den neu gewonnen Erkenntnissen: Eine Grobgliederung war ein unerlässlicher Schritt, um die Analysephase zielgerichtet durchführen zu können. Vielleicht hat man auch während dieser hin und wieder die Grobgliederung angepasst – wenn jedoch die Ergebnisse stehen, ist der richtige Zeitpunkt, zunächst einen gründlichen Abgleich der eingangs aufgestellten Gliederung mit diesen Ergebnissen vorzunehmen.
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Erstellung der Feingliederung: Bevor man einzelne Teile der Arbeit in Tiefe formuliert, empfiehlt es sich, eine Feingliederung zu erarbeiten. Mittels dieser kann man auch ein Gefühl dafür erlangen, welche Anteile des Textes auf welche Kapitel entfallen werden. Hier gilt es aber zwingend, den vorliegenden Content mit den Forschungsfragen abzugleichen, denn unter Umständen wurden bestimmte inhaltliche Blöcke inzwischen obsolet, da die Hypothesenprüfung für diese Blöcke keinerlei wissenschaftliche Ergebnisse liefern konnte. Eine Feingliederung kann natürlich immer marginal angepasst werden – es ist jedoch ratsam, hier zu Anfang viel Zeit zu investieren und dann in dieser Struktur weitgehend zu bleiben. Dies hilft bei der eigenen Fokussierung sowie auch bei der Zuteilung der identifizierten Quellen von den Grob- zu den Feinkapiteln.
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Festlegung der Reihenfolge: Zudem ist es sinnvoll, etwas Zeit darauf zu verwenden, eine Reihenfolge der zu schreibenden Kapitel festzulegen. Nicht immer ist „von der Einleitung bis zum Schluss“ der beste Weg – aus meiner eigenen Erfahrung heraus ist es beispielsweise nicht empfehlenswert, mit der Einleitung zu beginnen, sondern eher, diese auf Basis des gesammelten Werkes zu schreiben und direkt anschließend mit der Zusammenfassung den Anknüpfungspunkt zu setzen.
- Fixierung des Abstimmungsmodus: Ebenfalls wichtig ist es, mit dem Doktorelternteil abzustimmen, ob während des Schreibens ein Austausch erfolgen soll und falls ja, in welchen Zyklen. Während manche Professoren erst die vollkommen finale Version sehen und bewerten möchten, bevorzugen andere einen Versand „Kapitel für Kapitel“, um etwa eigene Zeitaufwände besser kalkulieren oder früher regulierend eingreifen zu können. Dieses Vorgehen sollte fixiert sein, bevor mit dem Schreiben begonnen wird, um Doppelarbeiten oder Leerlauf zu vermeiden.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen – das Schreiben:
Jetzt sind Disziplin und Durchhaltevermögen gefragt: die Arbeit muss Schritt für Schritt angefertigt werden und das Schreiben, Zitieren, Umstellen von Textblöcken etc. wird zum täglichen Begleiter. Die Frage, weshalb beispielsweise Arbeitgeber einen Doktortitel ihrer (potenziellen) Mitarbeiter schätzen, wird nicht selten vor allem damit beantwortet, dass der Abschluss einer externen Promotion „in time and budget“ auf Eigenverantwortlichkeit, Disziplin und gutes Selbst-Management schließen lässt. Diese Eigenschaften werden oft als wesentlicher erachtet als der durch die Detailinhalte erlangte Wissenszuwachs. Der Analogie des sich mühsam ernährenden Eichhörnchens folgend, sei darauf verwiesen, dass es als desto weniger mühsam empfunden wird, je klarer Struktur und Einzelschritte definiert sind. Dies erleichtert es immens, fordernde, aber auch erreichbare Etappenziele auszurufen und mit sich selbst in den messbaren Wettlauf zu treten.
(Fortsetzung folgt)
Haben Sie Fragen, Anregungen oder Ergänzungen auf Basis eigener Erfahrungen? Der Autor ist selbst noch auf der Zielgeraden seines Promotionsvorhabens – und an einem fachlichen Austausch stets interessiert.