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18.09.2017 Promotion

Die Promotion als Großprojekt planen (2/2)

Für die erfolgreiche Planung des Großprojekts Promotion ist es wichtig, vom Ende her zu denken. Wie soll das Ziel der Promotion – die Dissertation – am Ende eigentlich aussehen? Wenn es dann an die Kontaktaufnahme geht, sollten Promovenden neben den methodischen Präferenzen und organisatorischen Rahmenbedingungen des Lehrstuhls auch eigene Stärken berücksichtigen.

Vom Ende her gedacht…

  • Welche konkreten Anforderungen werden ans „Endprodukt“ gestellt?

Hier drängt sich die Analogie zum Beratungsalltag förmlich auf. Das konkrete Projektvorgehen hängt in wesentlichem Maße davon ab, ob am Ende eine kompakte Vorstandsvorlage, ein umfassendes Fachkonzept oder eine Informationsunterlage für alle beteiligten Mitarbeiter erstellt werden soll. Auch wenn das Thema bereits bekannt ist, ist es von immenser Bedeutung, bereits so früh wie möglich zu wissen, was das konkrete Ziel des eigenen Großprojekts ist. Die Frage nach der Bearbeitung in deutscher oder englischer Sprache erscheint noch relativ banal und häufig kontextgebunden. Das Vorgehen ist dagegen sehr wesentlich davon geprägt, ob am Ende eine Monografie entstehen oder ob die Promotion kumulativ, also durch thematisch aufeinander aufbauende wissenschaftliche Paper, erfolgen soll. Insbesondere beim kumulativen Weg gibt es häufig transparente Mindestanforderungen, die festlegen, wann eine Dissertation als final gilt und eingereicht werden kann. Liegen diese beispielsweise in der erfolgreichen Veröffentlichung eines oder mehrerer Paper, sollte der Zeitplan aufgrund der relativ langen Review-Zyklen der akademischen Journals anders aussehen als bei einer Monografie (oder der Vereinbarung „veröffentlichungsreifer“ Paper zum Zeitpunkt der Abgabe). Diese Kriterien sollte man vor Beginn der zweiten Phase noch einmal kritisch mit der gewählten Methodik abgleichen. In manchen Fachgebieten steigt die Wahrscheinlichkeit einer Veröffentlichung beispielsweise stark, wenn empirisch geforscht wird.

  • Welche zusätzlichen Verpflichtungen fallen an?

Die Betreuung einer Doktorarbeit ist für alle Beteiligten arbeitsintensiv. Entsprechend ist es üblich, hierfür auch eine Gegenleistung zu erwarten. Bei einer internen Promotion liegt diese häufig in der Mitarbeit am Lehrstuhl, der Betreuung von Lehrveranstaltungen und Abschlussarbeiten und vielem mehr. Auch kann der Nutzen einer externen Promotion für den Lehrstuhlinhaber beispielsweise in einer werthaltigen Publikation oder in der Mitarbeit bei anderen Projekten des Lehrstuhls liegen. Um die eigene Zeitplanung belastbar erstellen zu können, ist die Kenntnis über den sonstigen Umfang der Tätigkeiten am Lehrstuhl wesentlich. Bei der Erlangung dieser Informationen helfen häufig bewährte Beratungstätigkeiten: Desktop-Recherche (manche Lehrstühle gehen explizit auf solche Anforderungen ein) und das Bemühen des eigenen Netzwerks.

… und wie alles beginnt

  • Welche Anforderungen sind für die Kontaktaufnahme wesentlich?

Ein wesentliches strategisches Element des Promotionsvorhabens ist es, die eigenen Forschungsinteressen sowie die des Lehrstuhls frühzeitig in ein gemeinsames Endproduktverständnis zu überführen.

Die Kontaktaufnahme steht ganz am Anfang der Reise – und ist oft gar nicht so einfach. Den einzig richtigen Weg hierzu gibt es nicht. In jedem Fall sollten interessierte Bewerber die Homepage des Lehrstuhls gründlich prüfen. Sofern möglich, hilft es, das eigene Netzwerk zu befragen, ob es am Lehrstuhl eine präferierte Art der Kontaktaufnahme gibt. Vielleicht kann ein Bekannter sogar eine Brücke bauen. Lehrstühle unterscheiden sich darüber hinaus fundamental in den Voraussetzungen für einen Austausch, auf Basis dessen eine Zusammenarbeit vereinbart werden kann. Für manche Professoren ist es etwa wesentlich, dass der externe Bewerber bereits ein fixiertes Thema mittels eines Exposés vorstellen kann. Anderen reicht hingegen eine Bewerbung mit Lebenslauf – alles Weitere wird in einem persönlichen Erstgespräch abgeklopft. Da man gewöhnlich keine zweite Chance für einen ersten Eindruck erhält, sollte man sich gut informieren, welche Schritte notwendig sind – und auch auf dieser Basis den Zeitbedarf kalkulieren.

Bei all diesen Fragestellungen hilft der stetige Abgleich mit den Erfahrungen aus dem eigenen Projektalltag. Schwerpunktsetzung beim Analysevorgehen, Festlegung von Endprodukttypen, Verständigung auf einen Zeitplan – durch die Schaffung eines diesbezüglich gemeinsamen Verständnisses mit dem „Klienten“ gelingt die zielgerichtete Arbeit ohne nennenswerte Reibungsverluste. Und bietet damit eine gute Ausgangslage, mit dem eigentlichen Wirken zu beginnen.

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Ergänzungen auf Basis eigener Erfahrungen? Der Autor ist selbst noch auf der Zielgeraden seines Promotionsvorhabens – und an einem fachlichen Austausch stets interessiert.