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11.09.2017 Promotion

Die Promotion als Großprojekt planen (1/2)

Im Beratungsalltag ist gutes Projektmanagement Trumpf. Viele Berater nutzen die ersten Berufsjahre im Consulting dazu, zusätzlich einem Promotionsvorhaben nachzugehen. Damit dieses gelingt, ist die Anwendung bewährter Projektmanagement-Skills hilfreich. Denn die Dissertation ist ein Großprojekt mit einem klar definierten Endprodukt.

Schon beim Einstieg in eine Top Management-Beratung steht für viele Absolventen fest: die Entscheidung für die steile Lernkurve im Projektalltag soll keine finale gegen die akademischen Weihen sein. Im Gegenteil: Die in vielen Unternehmensberatungen ausdrücklich begrüßte Möglichkeit, parallel zum Berufsalltag eine Promotion anzustreben, ist ein eindeutiges Plus für den Einstieg als Consultant. Auch bei Berg Lund & Company wird die Dissertation durch ein flexibles Arbeitszeitmodell gefördert.

Eine Promotion bietet viele Analogien zu einem Beratungsprojekt – ein gezieltes Projektmanagement, das alle Stakeholder angemessen einbindet, ist hierbei ein Schlüssel zum Erfolg.

Den „Elefanten“ Promotion sachgerecht zerlegen

Der erste Schritt, sich für die grundsätzliche Möglichkeit einer berufsbegleitenden Promotion zu begeistern, fällt vielen noch leicht. Der nächste Schritt ist häufig ungleich schwieriger: die Überführung der theoretischen Interessensbekundung in ein konkretes Vorhaben. Hier kann der Berater zu Beginn das anwenden, was sich im eigenen Projektalltag bewährt hat: Planen, KPI zur Messung festlegen, Endprodukte definieren. Ganz im Sinne von „how to eat an elephant“ empfiehlt es sich, das eigene Großprojekt in aufeinander aufbauende Phasen zu zerlegen. Also etwa so:

  1. Vorbereitung – „Die Klärung der W-Fragen“
  2. Strukturierung – „Der inhaltliche Rahmen der Dissertation“
  3. Analyse – „Das Herzstück des Ganzen“
  4. Verschriftlichung – „Das Festhalten für die Nachwelt“

Was auf den ersten Blick banal klingen mag, bedarf eines fokussierten Projektmanagements, damit es auch wirklich beherrschbar bleibt. Schließlich erfolgt der Impuls, sich intensiver mit der Vorbereitung auseinanderzusetzen, noch während der Regeltätigkeit als Berater. Das Gros der Vorbereitung geschieht also zu Randzeiten. Wer sich am Anfang aber nicht umfassend mit den wesentlichen Optionen und den korrespondierenden Chancen und Risiken auseinandersetzt, kann später Überraschungen erleben – und unter Umständen wertvolle Zeit verlieren. Sechs relevante „W-Fragen“ sollten frühzeitig geklärt sein.

Wie die „W-Fragen“ bei der Vorbereitung helfen können

Zuallererst stellt sich natürlich die Frage:

  • Welchem Thema soll sich meine Forschung widmen?

So klar diese Frage ist – es ist gar nicht so einfach, sich bei der Vielzahl an theoretisch denkbaren Fachgebieten festzulegen. Und noch einmal schwerer, von einem präferierten Fachgebiet auf ein konkretes Thema zu kommen. Im Rahmen der Studienzeit entwickelte Interessen können hier genauso eine Anregung liefern wie Impulse aus der Beratungszeit. Wichtig ist es, eine erste Eingrenzung vorzunehmen, bevor man sich weiteren Fragen widmet. Konkret genug – aber noch nicht zu konkret. So gleicht man, wie schon im Projektalltag, die eigenen Hypothesen mit neuen Erkenntnissen ab – und kehrt so immer wieder zur Ursprungsfrage zurück.

Ähnlich, wie ein beauftragender Klient eine zwingende Voraussetzung für die Durchführung eines erfolgreichen Beratungsprojekts ist, ist es natürlich wenig überraschend, dass zunächst die Suche nach einem begleitenden Lehrstuhl ansteht. Diese hat jedoch viele Facetten. Hier gilt es, die folgenden Rahmenbedingungen frühzeitig abzuklopfen, um potenzielle Lehrstühle im Sinne einer Shortlist eingrenzen zu können.

  • Welche Themengebiete können Doktoranden an einem Lehrstuhl wählen?

Vielleicht kennt man potenzielle Lehrstuhlinhaber noch aus der eigenen Studienzeit. Oder aber man kennt aus dem eigenen Netzwerk heraus die Themenschwerpunkte eines Professoren. Nicht zuletzt bietet natürlich eine gründliche Desktop-Recherche einen schnellen Überblick über die jeweils relevanten Forschungsgebiete. Neben den übergeordneten Themen (z. B. „Behavioral Finance“ oder „Innovationsmanagement“) ist es jedoch auch ratsam, frühzeitig einen Eindruck darüber zu gewinnen, ob der Lehrstuhl etwa auf empirische oder normative Forschung spezialisiert ist – und hier einen Abgleich zu den eigenen Präferenzen und Stärken vorzunehmen. Es reicht häufig nicht aus, das entsprechende Thema spannend zu finden – wenn man sich diesem auf ganz andere Weise nähern möchte als es das potenzielle Doktorelternteil bevorzugt. Da man sich andererseits sehr lange und in Tiefe mit einem Thema beschäftigt, darf man den methodischen Fit zu den eigenen Stärken nicht unterschätzen.

  • Welcher Rahmen wird (externen) Doktoranden zur Betreuung geboten?

Nicht jeder Lehrstuhl betreut externe Doktoranden. Nicht jede Unternehmensberatung bietet indes die Möglichkeit, flexibel über den Modus der Freistellung zu entscheiden. Wenn der Lehrstuhlinhaber also feste Regeln aufstellt wie z. B. „mindestens drei Jahre am Stück Mitarbeit vor Ort“ oder „einmalige Fixierung eines unumstößlichen Zeitplans zu Beginn der ersten Freistellungsphase“, ist es essenziell, sich bereits vorab darüber klar zu werden, ob der Rahmen zu den eigenen Möglichkeiten passt. Die Zeitplanung in der Zukunft liegender Bedarfe ist im Beratungsalltag schwierig: Hier müssen schließlich gleich drei Parteien zu einer passenden Lösung kommen. Entsprechend wichtig sind Transparenz und das Übereinkommen aller Beteiligten von Beginn an.

(Fortsetzung folgt)

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Ergänzungen auf Basis eigener Erfahrungen? Der Autor ist selbst noch auf der Zielgeraden seines Promotionsvorhabens – und an einem fachlichen Austausch stets interessiert.