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Blog
25.01.2024 Promotion

Promovieren bei BLC – ein Erfahrungsbericht (I/II)

Nach dem Abschluss meines Promotionsverfahrens ist es Zeit für ein Fazit zum Promotionsmodell bei Berg Lund & Company. Ein erstes Zwischenfazit hatte ich bereits in zwei Artikeln aus dem Jahr 2021 gezogen ( 1 | 2 ) . Der jetzige Bericht gliedert sich in zwei Blogbeiträge: Im ersten Blogbeitrag stelle ich meine persönlichen Erfahrungen mit der Promotion bei BLC dar und vergleiche Promotions- und Beratungstätigkeit. Im zweiten Blogbeitrag ziehe ich allgemeine Schlussfolgerungen für alle, die sich sowohl für Beratung als auch für eine Promotion interessieren.

Bevor ich meine Einsichten zum Promovieren als BLC-Berater teile, zuerst einige allgemeine Sätze zu unserem Promotionsmodell: BLC hat es mir ermöglicht, zusätzlich zum regulären Urlaub Teilzeittage anzusammeln. Diese Zeit habe ich verwendet, um an der Universität Bremen am Lehrstuhl für empirische Wirtschaftsforschung und angewandte Statistik bei Herrn Prof. Dr. Martin Missong zu promovieren.

Fokus auf Robo-Advisor-Anbieter

Begonnen habe ich die Promotionsphase ab 2022 mit dem Plan und der Zusage von BLC, dass ich die Dissertation in einem Zug beenden könnte. Nachdem sich die Literaturrecherche und Experimente in den Jahren 2020 und 2021 auf die Kundenakzeptanz von Robo-Advisors bezogen haben, habe ich mich ab 2022 mit der Robo-Advisor-Technologie und ihren Anbietern beschäftigt. Dazu habe ich eine Erhebung der Produktmerkmale von Robo-Advisor-Anbietern in Deutschland und den USA durchgeführt, die Präferenzen deutscher und amerikanischer Kunden gegenüber diesen Produktmerkmalen mit der Hilfe einer wahlbasierten Conjoint-Analyse untersucht, sowie experimentell bestimmt, welche Auswirkung die Einführung dieser Produktmerkmale auf die Technologieakzeptanz amerikanischer Konsumenten hat. Die Ergebnisse der unterschiedlichen Studien griffen stark ineinander und erforderten so ein effizientes Projekt- und Zeitmanagement, wie es auch in der Beratung üblich ist.

Ein Highlight der Promotionsphase war die Präsentation meiner Forschungsergebnisse auf der Americas‘ conference on information systems (AMCIS) 2022 in Minneapolis, USA.

Es ist eine echte Erfahrung, sich mit den Wissenschaftlern auszutauschen, deren Veröffentlichungen die Grundlage für die eigene Forschung darstellen. Auf der Konferenz hat sich gezeigt: Bei der Erstellung von prägnanten Präsentationen helfen die Erfahrungen als Berater ungemein.

Die Verschriftlichung – eine Phase mit besonderen Anforderungen

Nach der Konferenz in den USA galt es, meine bisherigen Ergebnisse in einer Dissertation zu verschriftlichen. In dieser Phase habe ich stark von der Erfahrung als Unternehmensberater profitiert, denn zwei grundlegende Anforderungen werden sowohl an eine Dissertation als auch an Endprodukte im Projektkontext gestellt: Fehlerfreiheit und Konsistenz. Während sich Fehlerfreiheit durch genaues und konzentriertes Arbeiten noch relativ gut sicherstellen lässt, ist (sprachliche und inhaltliche) Konsistenz über mehrere Hundert Seiten eine größere Herausforderung. Dies gilt im Besonderen für Monografien, welche ohne thematische Brüche auskommen müssen, die bei publikationsbasierten Dissertationen eher zulässig sind.
Die Verschriftlichung mit dem Fokus auf Reproduktion von eigenen oder fremden Erkenntnissen unterscheidet sich stark von anderen Phasen der Dissertation: Bei der Literaturrecherche ist man ständig mit neuen Erkenntnissen konfrontiert und kann Ideen kreativ durchspielen – mithin stellt diese also fast den Idealfall des Berateralltags dar. Eine eventuelle empirische Phase steckt voller Nervenkitzel, ob sich die Ergebnisse, auf welche man spekuliert hat, auch tatsächlich einstellen wollen. Die Analysephase schließt wieder stark an Erfahrungen aus dem Projektalltag an, wobei die analytische Tiefe innerhalb einer Dissertation naturgemäß noch stärker ausgeprägt ist. Anders sieht dies bei der Verschriftlichung aus: Es gibt wenig neue Erkenntnisse und jedes Detail muss zu 100 % korrekt wiedergegeben werden, was viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert. Ein Äquivalent zu dieser Phase kenne ich aus dem Projektkontext noch nicht.

Wiedereintritt bei BLC und Abschluss der Promotion

Nach der Abgabe der Dissertation fiel mir der Wiedereinstieg bei BLC leicht, da ich während der Promotionsphasen stets Teil der Firma geblieben bin. Ich nahm regelmäßig am ausgefeilten Qualifizierungsprogramm von BLC teil und habe gemeinsam mit meiner Partnerin an allen Retreats teilgenommen. Nach dem Wiedereintritt habe ich von BLC ein echtes Zeichen der Wertschätzung erfahren: Ich hatte die Möglichkeit, die wichtigsten Erkenntnisse meiner Dissertation auf der Handelsblatt Jahrestagung Zukunft Retail Banking 2023 zusammen mit meinem Kollegen Dr. Torsten Lund zu präsentieren.
Der finale Schritt der Promotion war das Kolloquium: Ziel im Kolloquium ist es, das Feedback der Gutachter aufzugreifen und letzte Unklarheiten auszuräumen. Dabei half mir die Erfahrung aus der Unternehmensberatung enorm: Als Berater lernt man schnell, Feedback aufzunehmen und umzusetzen. Ein Highlight war die Teilnahme eines Mitgründers des Robo-Advisors Scalable Capital am Kolloquium. Dies war für mich ein weiterer Beleg dafür, dass die Ergebnisse einer Dissertation auch für die Praxis von Bedeutung sein können. Die Erkenntnisse mit der höchsten Praxisrelevanz habe ich zudem für den Bank Blog zusammengefasst.
Ein krönender Abschluss war die Absolventenverabschiedung am 30. November 2023 in Bremen. Da mein Doktorvater, Herr Prof. Dr. Martin Missong, Vorsitzender des Promotionsausschusses im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bremen ist, hatte ich das Vergnügen, von ihm persönlich die Promotionsurkunde überreicht zu bekommen. Des Weiteren habe ich mich sehr gefreut, dass meine Dissertation mit dem Sonderpreis der Deutschen Bundesbank für wirtschaftswissenschaftliche Abschlussarbeiten (Platz 1) gewürdigt wurde.

Im nächsten Teil ziehe ich einen allgemeinen Vergleich zwischen der Tätigkeit als Unternehmensberater und dem Verfassen einer Dissertation und beleuchte wichtige Stellhebel für eine erfolgreiche Promotion.