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03.09.2018 Digitale Angebote

Stadt, Land, Datenfluss – der Wohnort macht keinen Unterschied

Beim Thema Daten, Datenschutz und digitalen Diensten unterscheiden sich die Einstellungen von Stadt- und Landbewohnern kaum: Die eigenen Daten stellen die Kunden dann bereit, wenn sie konkrete Vorteile erhalten. Banken und Sparkassen müssen Kunden aus Stadt und Land mit den gleichen Mehrwerten überzeugen.

Kein Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft mehr, auf den sich die Digitalisierung nicht massiv auswirkte. So auch auf das Gefüge von Stadt und Land. Hierbei lassen sich aber auch Widersprüche erkennen:

Einerseits bietet die Digitalisierung allen Menschen unabhängig vom Wohnort (solange nur die Geschwindigkeit des Internetzugangs ausreicht) den Zugang zu den gleichen Informationen, Leistungen, Produkten und Chancen. Einer Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen zufolge glauben über 80 Prozent der von ihm befragten Firmen an die Erhöhung der Attraktivität des ländlichen Raumes durch die Digitalisierung.

Zugleich sind aber viele Angebote der schönen neuen digitalen Welt doch nur in Ballungsräumen zu genießen – und das nicht wegen fehlender Bandbreiten auf dem Lande. Nur hier finden sich ausreichend Nutzer und Nachfrager, um neue Angebote wirtschaftlich attraktiv werden zu lassen. Ob Carsharing, Paketzustellung binnen Stundenfrist oder Essenslieferdienste – alle setzen eine ausreichende Kundendichte voraus. Entsprechend greifen neue digitale Wettbewerber klassische Anbieter vor allem in Städten an. Die weniger profitablen ländlichen Gebiete überlassen sie indes gern den bisherigen Anbietern.

Schaut man auf die Werbung, dann scheint Digitalisierung auch im Banking eher ein Stadtthema zu sein. Oft genug werden die Nutzer digitaler Angebot als urbane, affluente, hipsteresque Bankkunden dargestellt.

Gleiche Sicht auf die Dinge

Daher lohnt der Blick auf die Haltung zu digitalen Bankservices in Stadt und Land. Im Rahmen der „Bankkundenstudie 2018 – digitale Dienste“ hat BLC 2.000 Bankkunden zu Daten, Datenschutz und der Bereitschaft, digitale Dienste zu nutzen, befragt. Beim Vergleich der Antworten von Städtern mit denen von Bewohnern vorwiegend ländlicher Räume, gibt es auf den ersten Blick einige wenige Unterschiede bei der Offenheit für digitale Bankservices: So kennen – und nutzen – etwas mehr Städter Filial- und Geldautomatenfinder, Mobile Payment oder Photoüberweisung. Der Unterschied macht aber stets nur wenige Prozentpunkte aus. So nutzen (oder planen es zu tun) 52 Prozent der Großstädter einen Filialfinder; bei der ländlichen Bevölkerung sind es immerhin auch 46 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Nutzungsbereitschaft von Multibanking-Angeboten aus – auch hier liegen die städtischen Kunden nur leicht vorne.

Kunden in Land wie in Stadt unterscheiden sich bei der Einstellung zu Datennutzung und digitalen Diensten kaum – Daten stellen sie am ehesten für konkrete Vorteile bereit

Tatsächlich verschwinden diese Unterschiede aber, wenn man das etwas höhere Durchschnittsalter der Befragten aus ländlichen Gebieten berücksichtigt. Dann wird klar: Nicht der Wohnort sorgt für etwas geringeres Interesse an digitalen Diensten, sondern das Alter.

Auch ansonsten lassen sich keine Unterschiede zwischen Land und Stadt rund um die Themen Daten, Datenschutz, digitale Dienste feststellen. Städter und Landbewohner ähneln einander stark:

  • Bei der Erteilung vertrieblicher Ansprache-Erlaubnisse – zwei von drei Bankkunden sind bereit, ihrer Bank die Kontaktaufnahme zu vertrieblichen Zwecken zu erteilen. Hier macht es gar keinen Unterschied, ob sie auf dem Land oder in der Stadt wohnen.
  • Beim bevorzugten Kanal für die Ansprache durch Banken – ganz klassische Medien wie Mail oder Brief stehen sowohl bei Städtern als auch Landbewohnern an erster Stelle. Jeder zweite Kunde wünscht sich beispielsweise, via E-Mail über neue Angebote und Leistungen der Bank informiert zu werden.
  • Bei der Bereitschaft, Daten gegen konkrete Mehrwerte bereitzustellen – gut 40 Prozent der Kunden sind zu einem zweckbezogenen Zugriff ihrer Daten bereit. In der Stadt ebenso wie auf dem Land.
  • Beim Interesse, innovative Zusatzleistungen auf Basis von Multibanking-Angeboten in Anspruch zu nehmen – so findet jeder zweite Stadt- oder Landbewohner die Möglichkeit eines automatischen Saldenausgleichs attraktiv.
    Stadtluft macht frei. Sie macht indes nicht freizügiger, wenn es um die Bereitschaft geht, die eigenen Daten freizugeben. Kunden in Land wie in Stadt sind gleichermaßen vor allem dann bereit, ihre Daten bereitzustellen, wenn sie dafür ganz konkrete Vorteile erhalten. Städter wie Landbewohner zeigen darüber hinaus gleichermaßen Interesse für neue digitale Services, seien es Vertragsmanager oder Zusatzleistungen beim Multibanking.

Zweierlei Konsequenzen

Für Banken und Sparkassen heißt das zweierlei:

Sie können bei der Einführung neuer digitaler Dienste und Angebote auf die Kunden in der Fläche ebenso zugehen, wie auf diejenigen, die in Ballungsräumen wohnen. Grundlage dafür sind digitale Leistungen, die ihren Kunden wirkliche Mehrwerte bieten und ihre klassischen Leistungen ergänzen.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass insbesondere regionale Banken und Sparkassen mit ländlichem Charakter mit ihrem digitalen Angebot dem Wettbewerb nicht hinterherhinken sollten. Bei der Wahl eines Multibanking-Angebots ist die bisherige Hausbank zwar beispielsweise mit Abstand der Favorit von Kunden in Stadt und Land. Wenn die eigene Hausbank diese Services und die damit möglichen Mehrwertdienste (wie automatische Günstigerangebote) aber gar nicht erst anbietet, werden Kunden sich eine Alternative suchen.