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09.07.2018 Frauen in der Beratung

Karriere macht, wer persönlich und fachlich überzeugt

Berg Lund & Company ist eine Strategieberatung für das Top-Management mit starken Wurzeln in der Finanzbranche. Man könnte meinen, als Berufseinstieg für Frauen maximal unattraktiv. Ganz im Gegenteil, sagen Dr. Lars Reese, Bettina Widmann und Anna-Lena Kuhlmann.

Das „Managerinnen Barometer“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) war Aufhänger für ein Gespräch zwischen Dr. Lars Reese, Head of Recruiting bei BLC, und den beiden BLC-Beraterinnen Bettina Widmann und Anna-Lena Kuhlmann. Fazit des Managerinnen-Barometers: Seit Einführung der Frauenquote ist der Anteil der Frauen in Aufsichtsräten gestiegen, in der Besetzung von Vorständen hat sich jedoch wenig getan: Die Frauenquote liegt unverändert unter 10 Prozent. Bei Banken und Versicherungen sieht es für Frauen noch düsterer aus – die Wahrscheinlichkeit für eine Frau eine Führungsposition einzunehmen, ist hier besonders gering1. Unternehmensberatungen stehen vor einer ähnlichen Herausforderung: 2015 lag der Frauenanteil auf Partnerebene bei unter 5%2.

Lars Reese: Könnt ihr das Vorurteil „Beratung und Finanzbranche sind Männerdomänen“ bestätigen?

Bettina Widmann: Ganz im Gegenteil – in meinem ersten Projekt dominieren die Frauen! Sowohl in führender Rolle auf Entscheidungsebene als auch in der täglichen Projektzusammenarbeit ist der Großteil unserer Ansprechpartner weiblich.

Anna-Lena Kuhlmann: Ich treffe in der Mehrzahl meiner Projekte auf gemischte Teams, gelegentlich aber auch auf reine Männerteams oder reine Frauenteams. Die Entscheider auf höchster Ebene sind in meiner Erfahrung aber häufig männlich. Bei BLC haben wir vor allen in den Einstiegspositionen in den letzten Jahren kontinuierlich weibliche Verstärkung bekommen.

Lars Reese: Nach sehr männlich geprägten Gründerjahren sind die weiblichen Kolleginnen bei BLC nun nicht mehr wegzudenken. Überzeugt von der Sinnhaftigkeit der Diversität arbeiten wir jetzt daran, den Anteil an Frauen sukzessive weiter zu erhöhen. Beim derzeit noch geringeren Anteil von weiblichen Bewerbern ohne Abstriche bei der Qualifikation kein leichter Job.

Bettina Widmann: Braucht es mehr Frauen in der Beratung?

Gemischte Teams sind nachweislich erfolgreicher.

Lars Reese: Nach meiner Beobachtung prädestiniert allein das Geschlecht keine Seite für den Beraterjob. Andererseits sind gemischte Teams nachweislich produktiver. Heute noch regelmäßig in der Unterzahl, sollte der Anteil von Frauen in der Beratung folglich möglichst steigen. Die Consultingbranche ist diesbezüglich aber aufgewacht. Und dies nicht nur, weil Klienten auf rein männliche Teams längst nicht mehr nur positiv reagieren.

Anna-Lena Kuhlmann: Ich erlebe häufig positiv überraschte Klienten, wenn zur Abwechslung mal eine Beraterin zur Tür hineinkommt.

Lars Reese: BLC spricht bislang – anders als viele andere Beratungshäuser – nicht gezielt weibliche Bewerberinnen, beispielsweise über Veranstaltungen an …

Bettina Widmann: Meine Erfahrungen mit solchen Events sind eher negativ behaftet. Ein viel zu großer Zeitanteil liegt auf der Vorstellung der (Standard-)Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Kind/Familie und Beruf.

Anna-Lena Kuhlmann: Ich habe einen ähnlichen Eindruck gewonnen. Kind(er), Karriere, Familie und Privatleben spielend unter einen Hut zu bekommen wird als neuer Standard für Frauen in der Beratung vorgestellt. Damit liegt die Messlatte direkt von Beginn an ziemlich weit oben. Mit Anfang 20 und einem tollen Uni-Abschluss in der Tasche sollten jedoch zunächst einmal die Karriereentwicklung, die Projektarbeit und Unternehmenskultur eine wichtige Rolle bei der Berufswahl spielen.

Lars Reese: Die vermeintlich unmögliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird jedoch häufig als Grund für den geringen Anteil von Frauen in der Beratung genannt.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist – für Frauen und für Männer – eine Herausforderung, Herausforderungen gehören in der Beratung jedoch zum Tagesgeschäft.

Bettina Widmann: Die Zeiten, in denen sich die Frau zwischen Familie und Beruf entscheiden muss, sind meines Erachtens vorbei. Deswegen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eines von vielen Kriterien bei der Berufswahl. In der Beratung sind Familie und Beruf jedoch durchaus vereinbar, aber eben eine organisatorische Herausforderung, vor der sich einige scheuen und die vermeintlich „einfache“ Vereinbarkeit für eine Karriere in der Industrie suchen – meines Erachtens auf Kosten der langfristigen beruflichen Erfüllung.

Anna-Lena Kuhlmann: Für Männer ist der Automatismus, Karriere zu machen, gesellschaftlich vorgegeben – genauso, wie der gefühlte Scheidepunkt Kind vs. Karriere für die Frauen. Gott sei Dank ändert sich das seit einigen Jahren massiv: So liegt der Frauenanteil auf den unteren Hierarchieebenen in Beratungen auch schon deutlich höher. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist – für Frauen und für Männer – eine Herausforderung, Herausforderungen gehören in der Beratung jedoch zum Tagesgeschäft. Sind alle Seiten flexibel, können für Frauen und Männer gute Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beratungsjob gefunden werden.

Lars Reese: Warum habt ihr Euch für einen Einstieg in der Beratung entschieden?

Anna-Lena Kuhlmann: Eine steile Lernkurve, viel Abwechslung und eine frühe Übernahme von Verantwortung waren für mich Gründe, in der Beratung zu starten. Außerdem bin ich gerne unterwegs. In meinen Augen ermöglicht das hohe Tempo in der Beratung eine schnellere fachliche und methodische Weiterentwicklung als in anderen Jobs. Die gewonnene Zeit kann somit auch für private Pläne, eine lange Reise, die Familienplanung oder die Promotion genutzt werden, ohne dass die Karriere leidet.

Bettina Widmann: Beratung taugt für mich als das Modell für eine langfristige, berufliche Erfüllung. Der Job ist herausfordernd, mit immer abwechslungsreichen Aufgaben. Die Zusammenarbeit mit motivierten und motivierenden Menschen bereichert und inspiriert nachhaltig. Und die vermeintliche Männerdomäne wirkte auf mich nicht abschreckend, sondern ist vielmehr der Reiz, sich einer Herausforderung der anderen Art zu stellen. Nehmt ihr die jungen Frauen im Bewerbungsprozess denn anders wahr?

Anna-Lena Kuhlmann: Der einzig spürbare Unterschied ist die Anzahl der Bewerbungen. Im Bewerbungsgespräch treffen wir durchweg engagierte, selbstbewusste und kompetente junge Frauen und Männer.

Lars Reese: Unabhängig vom Geschlecht laden wir nur Bewerber mit akademischen Topleistungen ein, die sie zuvor an hervorragenden Hochschulen gezeigt haben. Im Auswahlprozess verhalten sich die Bewerberinnen dann nicht anderes als die männlichen Kandidaten. Beispielsweise die Fragen nach Lernkurve, Eigenverantwortung, Projektarbeit und Unternehmenskultur sind hierbei immer ziemlich ähnlich. Die Wahrscheinlichkeit eines Angebots variiert dann am Ende nach meiner Beobachtung nicht in Abhängigkeit des Geschlechts. Mit unserem Qualitätsanspruch und dem Selbstverständnis der weiblichen Kolleginnen wäre eine abgesenkte Anforderung an weibliche Kandidatinnen unvereinbar. Neben der Herausforderung, junge Frauen für den Berufseinstieg in der Beratung zu gewinnen geht es jedoch auch darum, Frauen eine langfristige Perspektive in der Beratung zu bieten. Wie könnten Unternehmen Frauen denn in ihrer Karriereentwicklung besser fördern?

Bettina Widmann: Aufkommende private Ziele oder Veränderungen (wie Familienplanung) stellen oft ganz neue Ansprüche an den Berateralltag (absehbar oder nicht absehbar). Diese schafft man nicht im Alleingang, sondern braucht seinen Arbeitgeber als Mitspieler. Nur gemeinsam können wir kreative, flexible und vor allem individuelle Lösungen finden. Genau diese Unterstützung und Förderungen der individuellen Ziele und Möglichkeiten hat mich bei BLC erst überrascht und jetzt begeistert. Außerdem habe ich das Glück, großartige weibliche Kolleginnen als Vorbilder und Mentorinnen zu haben, die mir vertrauensvoll mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Anna-Lena Kuhlmann: Das sehe ich ähnlich. Neben dem offenen Gespräch mit dem Arbeitgeber und weiblicher Unterstützung sehe ich einen dritten Punkt: Coaching. Trotz vieler Veränderungen in unserer Branche und der unserer Klienten trifft man eben doch hin und wieder auf Situationen, die durch veraltete Rollenbilder geprägt sind. Der sichere und professionelle Umgang mit diesen Situationen ist ein wichtiger Baustein für den Projekterfolgt und die nachhaltige Karriereentwicklung.

Bettina Widmann: Der Druck auf die Unternehmen ist groß, Frauen sukzessive zu fördern und in Führungspositionen zu bringen. Haben Frauen es aktuell leichter in Führungspositionen zu kommen?

Anna-Lena Kuhlmann: Es wäre schlimm, wenn das so wäre. Das würde langfristig dazu führen, dass Frauen in Führungspositionen eher weniger akzeptiert werden. Niemand will schließlich hören „Die ist ja nur befördert worden, weil sie eine Frau ist.“ Wichtiger ist doch, dass ausschließlich Leistung entscheidet, mit welcher Person eine Führungsrolle besetzt wird.

Lars Reese: Bei BLC haben sie es nicht leichter. Karriere macht, wer persönlich und fachlich überzeugt. Alles andere ist mit unserer Unternehmenskultur und der Erwartungshaltung unserer Kunden unvereinbar. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dies in anderen Branchen anders funktioniert.
Für mich ist daher die Frage „Welchen Rat gebt Ihr jungen Frauen, die mit dem Einstieg in die Beratung liebäugeln? schnell beantwortet: Keinen anderen als meinen beiden Söhnen: Folgt eurer Neigung! Wie seht Ihr das?"

Anna-Lena Kuhlmann: Legt Wert auf den persönlichen Fit – die Kollegen sind eine wesentliche Ressource in Eurer Karriereentwicklung.

Bettina Widmann: Habt keine Angst vor Herausforderungen. Nur dann entwickelt ihr euch kontinuierlich weiter.

Dr. Lars Reese, Partner, ist Head of Recruiting bei BLC und hat langjährige Erfahrung im Personalwesen.

Anna-Lena Kuhlmann, Manager, ist seit mehr als drei Jahren bei BLC und unterstützt das Recruiting-Team von BLC.

Bettina Widmann verstärkt BLC seit Anfang dieses Jahres als Consultant.

Karriere bei BLC

Karriere macht, wer persönlich und fachlich überzeugt. Alles andere ist mit unserer Unternehmenskultur und der Erwartungshaltung unserer Kunden unvereinbar.

1. DIW Wochenbericht Nr. 37.2016
2. BDU Facts & Figures zum Beratermarkt 2014/2015